Decolonizing Salzburg

Decolonizing Salzburg möchte rassistische, koloniale und imperiale Vergangenheiten und ihre Kontinuitäten in Stadt und Land Salzburg thematisieren, Wissen darüber zusammentragen und vernetzen sowie Impulse für Dekolonisierungsprozesse geben. Wir lehnen uns hierbei an den Begriff „Dekolonisierung“ im breiteren Sinne an, der eine kritische Reflexion und im besten Fall das Verlernen und Neulernen aller Ebenen der Gesellschaft meint, die von postkolonialen Denkweisen und imperialen Lebensweisen geprägt sind.

Startpunkt für Decolonizing Salzburg war ein dreistündiger Round Table am 5. Juni 2024. An diesem Round Table haben interessierte Vertreter*innen von Universitäten, kirchlichen Einrichtungen, NGOs, Einrichtungen der Stadt Salzburg und Museen, sowie Akteur*innen mit Expertise zum Thema teilgenommen.

Inspiriert vom Handlungswillen der Teilnehmer*innen setzt Decolonizing Salzburg nächste Schritte, um diskriminierende und ausbeuterische Strukturen und Gesinnungen in der Gesellschaft zu thematisieren und ihnen zum Wohle aller entgegenzuwirken.

 

Lange Zeit wurde argumentiert, dass Österreich in der Vergangenheit weder Kolonien besessen noch imperiale Interessen verfolgt habe. Aus heutiger Sicht problematische Annektierungspläne, Kolonialisierungsprozesse, Expeditionen, Forschungsreisen und -tätigkeiten, Handelsketten, diskriminierende Theorien, Ideologien und Praktiken bestätigen eine andere Geschichte. Belege für diese Praktiken sind hierzulande besonders in den großen Sammlungen von Objekten bis hin zur Hortung von Überresten von Pflanzen, Tieren wie auch von Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt sichtbar.
Mit Hilfe kapitalistisch-kolonialer Denkweisen wurden fremde Erdteile, ihre Ressourcen und Lebewesen zum Eigentum gemacht. Werkzeuge, um solche Besitzansprüche erheben zu können, waren Othering bis hin zur Entmenschlichung anderer Gesellschaften. Diskriminierungskategorien, wie Rassismus, Klassismus, Sexismus und Ableismus wurden zum Teil durch diese Prozesse geschaffen oder verstärkt. In späterer Folge erklärt sich hieraus auch, dass der Nationalsozialismus und seine grauenhafte rassistische, behindertenfeindliche und homophobe Form der organisierten Verfolgung und des industriellen Massenmords als Folge der kapitalististisch-kolonialen Ideologie und Vergangenheit wirkte. Bis heute spielen diskriminierende und vor allem rassistische Ideologien und Formen der Gewalt eine wesentliche Rolle bei der Aufrechterhaltung gesellschaftlicher Spaltungen, und zwar lokal und global sowie analog und digital.
Als beängstigende neokoloniale Projekte wären für das 21 Jahrhundert Land Grabbing, Biopiraterie oder Digitaler Imperialismus zu nennen.
Somit schlagen sich Folgen des Imperialismus und Kolonialismus bis in die Gegenwart in der österreichischen Gesellschaft nieder, sei es in Museen, Missionshäusern, Straßennamen, Denkmälern, der Architektur, der Wirtschaft, und somit im Konsum, wie in Medien, Geschichte- und Schulbüchern etc. nieder.
Mit einem lokalen Fokus auf Salzburg laden wir alle Interessierten ein, diesen Vergangenheiten und den bis in die Gegenwart prägenden imperialen bzw. kolonialen und damit gekoppelten diskriminierenden Kontinuitäten nachzugehen.
Unsere Grundannahme ist, dass gesellschaftliche Vielfalt und interkulturelle Prozesse immer schon das Leben der Salzburger*innen begleitet haben, und auch dies im 21. Jahrhundert weiter tun. Wie oben genannt, waren bzw. sind diese Prozesse oft von ungerechten Herrschafts- und Unterdrückungsverhältnissen geprägt, die weitgehend in der bisherigen Geschichtsschreibung ausgeklammert wurden. Daraus ergibt sich für uns der Wunsch und die Motivation, die Spuren der vielfältigen Geschichten und die Zusammenhänge mit dem gesellschaftlichen Leben der Gegenwart auf wertschätzende Weise sichtbar zu machen.
Auf diese Weise wollen wir den Nährboden dafür stärken, um Stimmen und Positionen marginalisierter Menschen und Gruppen hörbarer und sichtbarer zu machen und sie bei ihren Empowerment-Prozessen zu unterstützen.

Bewusstseinsbildung

  • Wissen über die rassistische, koloniale und imperiale Vergangenheit und Gegenwart Salzburgs zu generieren.
  • Wissen mit Hilfe verschiedener Formate vermitteln und Informationen leicht zugänglich machen.
  • Problembewusstsein über das Thema in der Gesellschaft schaffen, den Umgang damit fördern und die Sensibilität stärken.

 

Vernetzung

  • Vernetzung wissenschaftlicher Forschungen über die imperiale und koloniale Geschichte und Gegenwart der Stadt und des Landes Salzburg.
  • Zusammenarbeit von Institutionen, Organisationen und Akteur*innen zur Aufarbeitung der kolonialen und imperialen Vergangenheit Salzburgs fördern.

 

Wirkung

  • Förderung der gesellschaftlichen Vielfalt, des friedlichen und respektvollen Austausches, der Gleichbehandlung und des Zusammenlebens in der Stadt und im Land Salzburg, sowie im Kontext globaler Zusammenhänge.

Eine Gemeinschaft Salzburger Akteur*innen und überregionaler Expert*innen.
Diese Gemeinschaft besteht aus Vertreter*innen von Universitäten, kirchlichen Einrichtungen, NGOs, Einrichtungen der Stadt Salzburg und Museen, Pädagog*innen, sowie Akteur*innen mit Expertise zum Thema, und Menschen, die sich für eine diskriminierungsfreiere Gesellschaft engagieren möchten.
Der Decolonizing Salzburg Prozess wird durch ein Projekt des Afro-Asiatischen Institut Salzburg gefördert und organisatorisch unterstützt.

Falls auch du dich an Decolonizing Salzburg beteiligen möchtest, Fragen oder Interesse an der nächsten Veranstaltung hast, dann kontaktiere uns gerne unter office@aai-salzburg.at
Wir freuen uns, wenn ihr euren Erfahrungsschatz und euer Wissen im Bezug zu diesem Thema mit uns teilen möchtet.